Rekordstrecke Dessau

Mit dem beginn der Planungen zum Bau der AVUS 1909 und den ständigen Misserfolgen bei internationalen Rennsportveranstaltungen sowie schlechten Absatzzahlen der Autoindustrie nach dem Ersten Weltkrieg und der einsetzenden Weltwirtschaftkriese steigt auch im Deutschen Reich Anfang der 1930er Jahre das Interesse am Motorsport.

Vor allem das Streben nach neuen Geschwindigkeitsrekorden ließen sich auf den vorhandenen Rennstrecken nicht mehr verwirklichen, so rückten die neu gebauten Autobahnen mehr und mehr in den Focus.

1937 statte Dr. Fritz Todt auf der Frankfurter Rekordwoche den Rennfahrern einen Besuch ab und verkündete das es eine neue Rekordstrecke im Verlauf der Strecke Halle / Leipzig - Berlin geben wird. Sie soll keine Überführungen mit Mittelstützen haben und auf 10 km schnurgerade verlaufen. Ebenfalls soll die Bahn 25 Meter breit sein und keinen Grünstreifen in der Mitte besitzen.
Ziel sollte es sein den absoluten Geschwindigkeitsrekord auf 600 km/h zu setzen und das nicht wie in den USA in einem ausgetrockneten Salzsee in Utah sondern auf einer öffentlichen Straße in Deutschland.
Selbst auf den langen Geraden der Reichsautobahn Frankfurt - Darmstadt kam man auch schon wieder an die Grenzen des machbaren, fuhren doch Rudolf Caracciola und Bernd Rosemeyer Rekorde um 430 km/h und das auf einer 7,5 Meter breiten Fahrbahn die höchsten je erreichten Geschwindigkeiten in Europa auf einer öffentlichen Straße. Rosemeyer kam dabei durch eine leichte Windböe von der Fahrbahn ab und verunglückte tötlich.

Im November 1938 wird die Strecke zwischen Halle/Leipzig und Berlin für den Verkehr freigegeben und im Januar 1939 offiziell die Rekordstrecke zwischen den AS Bitterfeld und Dessau - Süd mit der "Ersten Rekordwoche" eröffnet. Die Stahlbrücken wurden überraschend im typischen Bauhausstil errichtet, der im Dritten Reich bereits 1933 als entartet, jüdisch oder undeutsch galt.

In der kurzen Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen am 01.09.1939 wurden hier einige nationale und internationale Rekorde aufgestellt.
Rudolf Carraciola fuhr hier mit dem Mercedes W154 im fliegendem Start über eine Meile 399,6 km/h, über einen Kilometer 398,2 km/h und aus dem Stand nach einem Meile 204,6 km/h nach einen Kilometer 175,1 km/h.

Erstmals testete hier die Sportabteilung von Hanomag einen Stromlinienförmigen Rennwagen mit einem 2 Liter Dieselmotor und erreichte damit 156 km/h. Dies war absolutes Neuland im Rennsport und der erste Kleindieselmotor für PKW's weltweit.

A. T. Goldie Gardner (MG) erreichte in den Klassen 750 - 1500 cc Geschwindigkeiten um 200 mph (300 km/h).

Ebenso fuhr hier Graf Diovanni - Lurani drei Weltrkorde für Italien ein.

Nach dem Krieg wurde die Strecke nur noch im Nordteil zwischen Klein Leipzig und der AS Dessau - Süd ab 1949 für Rennsportveranstaltungen genutzt und ab 1952 um eine Nordschleife über die B184 in Richtung Dessau erweitert. Da aber der Verkehr immer mehr zunahm und eine Sperrung der A9 dadurch nicht mehr durchsetzbar war wurde im Jahr 1956 der Rennsportbetrieb eingestellt.

Mit dem Grundhaften Ausbau der Strecke 1994 erhält der Streckenabschnitt den autobahntypischen Grünstreifen in der Mitte. Durch erteilen einer Sondergenehmigung zum Aufstellen von Betongleitwänden im ehemaligen Beschleunigungs- und Verzögerungsbereich konnten die Überführungen erhalten werden.

Die Landstraße zwischen Rödgen und Thalheim wurde im Zuge des Reichsautobahnbaus ebenfalls als Kleinpflasterstraße ausgeführt. Auch an der Rampe der Überführung bei Zschepkau ist unter dem dünnen Asphaltbelag teilweise das Kleinpflaster zu erkennen. Hier stehen auch noch einige Granitblocksteine die einst als Straßenbegrenzung dienten. Auch bei der Überführung in der Mosigkauer Heide sind diese Steine noch zu finden.

Klicken Sie auf die Bilder, um diese zu vergrößern.


Juni 2015

NetZähler